220 Wachauer Marillenbauern sorgen für einen einzigartigen Fruchtgenuss – den der Wachauer Marille g.U. Warum sie ein besonderer österreichischer Kulturschatz ist, verrät uns Franz Reisinger beim Rundgang in seinem Obstgarten.
„Marille ist einfach nicht Marille“, meint Franz Reisinger, der Obmann des Vereins „Wachauer Marille g.U.“, während er seine Marillenbäume in Augenschein nimmt. „Der Geschmack der Original Wachauer Marille ist einzigartig. Sie ist hocharomatisch und zeichnet sich durch ein saftiges Fruchtfleisch aus, das am Gaumen schmilzt. Ich kenne nichts Vergleichbares.“ Von der Leidenschaft, die in den Worten des Franz Reisinger steckt und in seinen Augen blitzt, und der Liebe zu dieser besonderen Frucht müssen wohl auch die anderen etwa 220 Marillenbauern in der Wachau beseelt sein. Denn es handelt sich um eine durchaus aufwändige Pflege der Marillenbäume und ihrer Früchte, bis sie im Juli innerhalb von drei bis vier Wochen geerntet werden können.
Ideales Klima prägt spezielles Gaumenerlebnis
Die Produktionsfläche in der Wachau umfasst etwa 100.000 Marillenbäume, die teilweise bereits in den Krisenjahren des Weinbaues, um etwa 1925, ausgepflanzt wurden. Das weiße Blütenmeer im April ist ein wunderbares Naturschauspiel, dem das Ausdünnen der Bäume im Mai folgt. Und nach der intensiven Erntephase im Juli geht es an den Baumschnitt im August. „Wir sorgen dafür, dass die Bäume eine Hohlkrone haben, die viel Sonne an die Früchte lässt, um einen möglichst guten Ertrag zu haben“, berichtet Franz.
Erwerbsmäßiger Marillenanbau wird seit etwa 1900 in der Wachau betrieben, weiß der Obmann. Die Wachauer Marillenbauern und die im Gebiet ansässigen Marillenbaumschulen legten dabei immer besonderen Wert auf die Selektion und die Vermehrung der besten Klone der „Klosterneuburger Marille“, die heute zu fast 100 % den Bestand der Wachauer Marille g.U. bildet. Neben diesen Selektionen sind die besonderen klimatischen Bedingungen in der Wachau Grund für die ausgezeichneten Geschmackseigenschaften der beliebten orangefarbenen Frucht. „Der Waldviertler Einfluss auf das pannonische Klima sowie die unmittelbare Nähe zur Donau sorgen für besondere örtliche Gegebenheiten. Die sonnig-warme Tage, kühle Nächte sowie unsere speziellen Böden lassen die Früchte zu diesem ausgeprägten Gaumenerlebnis reifen“, weiß Franz Reisinger. Mit dem Namen „Wachauer Marille g.U.“ dürfen übrigens nur Marillen bezeichnet werden, die aus den Gemeinden Aggsbach-Markt, Albrechtsberg, Bergern im Dunkelsteinerwald, Droß, Dürnstein, Furth, Gedersdorf, Krems, Maria Laach, Mautern, Mühldorf, Paudorf, Rohrendorf bei Krems, Rossatz-Arnsdorf, Senftenberg, Spitz, Stratzing, Weinziel am Wald, Weißenkirchen, Schönbühel-Aggsbach und Emmersdorf stammen.
Nur reife Marillen werden geerntet
Die Ernte der Wachauer Marillen g.U. im Juli ist sehr arbeits- und zeitintensiv. Die Früchte stehen unter genauer Beobachtung der Marillenbauern, werden täglich begutachtet und nur in vollreifem Zustand geerntet. Ein wichtiges Qualitätskriterium der Original Wachauer Marille! Da das Steinobst sehr empfindlich gegenüber Druckstellen ist, wird es mit großer Sorgfalt und ausschließlich von Hand gepflückt. Als sehr hilfreich hat sich dabei der traditionellen Pflückkorb – auch Marillenzistel genannt – erwiesen. Denn durch seine spezielle nach unten zugespitzte Form weichen die Äste des Baumes beim Hinunterklettern des Pflückers zur Seite. Außerdem wird der Druck auf die zuunterst liegenden Marillen im Pflückkorb verringert.
Da eine längere Lagerung dieser besonderen Früchte nicht möglich ist, sollten sie baldmöglichst gegessen oder verarbeitet werden. „Besonders gut schmecken sie natürlich in Marillenknödeln oder anderen süßen Mehlspeisen“, schwärmt Franz Reisinger. Die Wachauer Marille g.U. eignet sich aber auch bestens zur Weiterverarbeitung zu Marmelade, Fruchtsaft, Likör oder Obstbrand, die von vielen Marillenbauern angeboten werden. „So kommt man auch das restliche Jahr in den Genuss dieses unvergleichlichen Geschmacks“, freut sich der Obmann.
Genuss für Zuhause
Im Juli heißt es also schnell sein! Liebhaber der Früchte gibt es in ganz Österreich. Aber auch Besucher aus Italien, der Schweiz und Deutschland stellen sich verlässlich zur Erntezeit in der Wachau ein. „Damit man den Original Wachauer Marillen garantiert frönen kann, ist es möglich, die Früchte telefonisch direkt bei einem unserer Marillenbauern oder auch online zu reservieren“, empfiehlt Franz Reisinger. „Aber Achtung: Einmaliger Genuss der Original Wachauer Marille kann bereits süchtig machen“, grinst Franz. Er muss es ja wissen!
Fotos I Martina Siebenhandl und Werner Krug