Grund zum Feiern gibt es für die Heumilchbäuerinnen und Bauern, denn die traditionelle Produktionsweise von Heumilch g.t.S. wurde durch die Welternährungsorganisation FAO zum landwirtschaftlichen Weltkulturerbe ernannt. Was diese Auszeichnung für die Produzentinnen und Produzenten bedeutet, haben wir vom Obmann der ARGE Heumilch, Karl Neuhofer erfahren.
Die Heumilchwirtschaft ist die ursprünglichste Form der Milcherzeugung. Die Kühe bekommen im Sommer frisches Gras und Kräuter, im Winter fressen sie Heu. Vergorene Futtermittel wie Silagen sind streng verboten. Diese natürliche Form der Fütterung wirkt sich positiv auf Umwelt, Tiergesundheit und die Qualität von Heumilch g.t.S. aus. Die FAO würdigt genau diese landwirtschaftliche Systeme, die seit vielen Jahren von Bauern entwickelt wurden, um Nahrungsmittel herzustellen, alte Traditionen zu bewahren und die Umwelt zu schützen. Damit ein System als Weltkulturerbe anerkannt wird, muss es sich um ein einzigartiges landwirtschaftliches Produktionssystem handelt, das räumlich abgegrenzt und dessen Erhalt für die Zukunft essenziell ist. Als Voraussetzung gilt u.a. der geschichtliche Hintergrund eines Gesamtsystems, das sich ständig weiterentwickelt. „Ein landwirtschaftliches Weltkulturerbe muss eine weltweite Bedeutung als Modell für eine nachhaltige Landwirtschaft haben, die ein wertvolles Erbe darstellt“, klärt der Obmann auf. „Wir erfüllen all diese Kriterien und so ist die Heuwirtschaft nun als das erste landwirtschaftliche Weltkulturerbe im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet worden“.
Hohe Anerkennung
Die Auszeichnung ist sowohl Anerkennung für die große Leistung der Heumilchbäuerinnen und Bauern, als auch ein Auftrag zur Bewahrung und Weiterentwicklung dieser nachhaltigen Form der Bewirtschaftung. „Unsere Heumilch g.t.S. ist ein Stück österreichische Tradition, die Nachhaltigkeit, Qualität und Regionalität vereint. Ich bin stolz, dass die Heuwirtschaft nun als globale Besonderheit anerkannt ist. Es ist eine Auszeichnung unserer Landwirtschaft, unserer Ökologie, unserer Kulturlandschaft und unserer traditionellen Bewirtschaftungsweise“, so Karl.
Nachhaltige Tradition
Eine Studie der Universität für Bodenkultur in Wien belegt, dass traditionelle Heuwirtschaft das Klima schont und die Artenvielfalt schützt. Denn Grünlandböden sind artenreich und lagern sehr viel CO2 ein.
Dass die Wirtschaftsweise bis heute praktiziert wird, ist vor allem den kleinen Strukturen mit familiengeführten Höfen in den Grünland-Bergregionen und der großen Käsetradition zu verdanken. „Die Heumilchbäuerinnen und Bauern haben sich immer wieder an die sich ändernden Bedingungen angepasst“, berichtet Karl. „Mit nachhaltigem Denken und Handeln sorgen sie heute dafür, dass die Produktion von Heumilch g.t.S. als lebendiges System auch für weitere Generationen erhalten bleibt.“ So würden viele Betriebe mittlerweile modernste Technologien einsetzen, „von der maschinellen Heuernte bis zur Nutzung von Photovoltaik für die Heutrocknung“, so der Obmann, der auf eine positive Zukunft dieser besonderen Wirtschaftsweise blicken darf.